Treppenwitz

Aus besserwiki.de

Ein Treppenwitz ist – im ursprünglichen Sinne von Witz – ein geistreicher Gedanke, der jemandem einen Moment zu spät („beim Hinausgehen auf der Treppe“) einfällt und der in der aktuellen Runde oder Diskussion nicht mehr vorgebracht werden kann. Friedrich Nietzsche vergleicht die Situation mit dem von ihm geprägten Treppen-Glück: „Wie der Witz mancher Menschen nicht mit der Gelegenheit gleichen Schritt hält, so daß die Gelegenheit schon durch die Türe hindurch ist, während der Witz noch auf der Treppe steht.“

Die Wortbildung Treppenwitz ist im Deutschen seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts belegt. Sie leitete sich vom gleichbedeutenden französischen l’esprit de l’escalier ab, einer Prägung Denis Diderots aus dem 18. Jahrhundert, zunächst erwähnt im Paradoxe sur le comédien (1773).

Im Deutschen wurde dieser Begriff durch den 1882 erschienenen Bestseller Der Treppenwitz der Weltgeschichte. Geschichtliche Irrtümer, Entstellungen und Erfindungen von William Lewis Hertslet popularisiert. Hertslet bezog sich dabei auf die Neigung, geschichtliche Ereignisse nachträglich anekdotisch auszuschmücken. In seinem Buch entlarvt und entmystifiziert er solche Anekdoten.

Heute wird der Ausdruck Treppenwitz auch – abweichend von der ursprünglichen Bedeutung – für „Ironie des Schicksals“, „alberner Witz“ oder „unangemessenes, lächerliches Verhalten“ verwendet. So werden geschichtliche Begebenheiten, die – vor allem nachträglich – absurd oder ironisch wirken, als „Treppenwitz der Geschichte“ bezeichnet.

L'esprit de l'escalier oder l'esprit d'escalier (UK: /lɛˌspr d(ə l)ɛˈskælj/, US: /lɛˌspr d(ə ˌl)ɛskəˈlj/, französisch: [lɛspʁi d(ə l)ɛskalje]; lit. Treppenwitz") ist ein französischer Begriff, der im Englischen für das Dilemma verwendet wird, dass einem die perfekte Antwort zu spät einfällt.

Englische Sprecher nennen dies manchmal "escalator wit" oder "staircase wit". Afterwit ist ein Synonym, Forewit ist das Antonym.

Herkunft

Der Name für dieses Phänomen stammt von dem französischen Enzyklopädisten und Philosophen Denis Diderot, der eine solche Situation in seinem Paradoxe sur le comédien ("Paradox über den Komiker") beschrieb. Bei einem Abendessen im Hause des Staatsmannes Jacques Necker wurde Diderot eine Bemerkung gemacht, die ihn damals sprachlos machte, denn, so erklärt er, "ein sensibler Mensch, wie ich, überwältigt von dem Argument, das gegen ihn vorgebracht wird, wird verwirrt und kommt erst unten auf der Treppe wieder zu sich" ("l'homme sensible, comme moi, tout entier à ce qu'on lui objecte, perd la tête et ne se retrouve qu'au bas de l'escalier").

In diesem Fall bezieht sich das "untere Ende der Treppe" auf die Architektur des Hôtel particulier oder des Herrenhauses, in das Diderot eingeladen war. In solchen Häusern befanden sich die Empfangsräume in der étage noble, ein Stockwerk über dem Erdgeschoss. Am Fuß der Treppe angelangt zu sein, bedeutet, die Versammlung endgültig verlassen zu haben.

In anderen Sprachen

Das jiddische trepverter ("Treppenwort") und die deutsche Lehnübersetzung Treppenwitz drücken denselben Gedanken aus wie l'esprit de l'escalier. Im heutigen Deutsch hat Treppenwitz jedoch eine zusätzliche Bedeutung: Er bezieht sich auf Ereignisse oder Fakten, die ihrem eigenen Hintergrund oder Kontext zu widersprechen scheinen. Die häufig verwendete Formulierung Treppenwitz der Weltgeschichte leitet sich vom Titel eines gleichnamigen Buches von William Lewis Hertslet [de] (1882; stark erweitert 1895) ab und bedeutet "Ironie der Geschichte" oder "Paradoxon der Geschichte".

In der russischen Sprache steht der Begriff dem russischen Sprichwort "задним умом крепки" (zadnim umom krepki, "Unser Rückblick ist stark") nahe. Der französische Ausdruck ist ebenfalls gebräuchlich und wird auch mit "L'esprit de l'escalier" ("Witz auf der Treppe") übersetzt.