Sommersprossen

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Klassifikation nach ICD-10
L81.2 Epheliden
Sommersprossen
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Sommersprossen oder Epheliden (von altgriechisch ἔφηλις Ephelis, Plural Ephelides von ἐπί epi, deutsch ‚bei‘ und ἥλιος hēlios, deutsch ‚Sonne‘, auch Sommerflecken, auch Lentigines (aestivae), in Österreich auch Gugerschecken/Gugaschecken oder Guckerschecken, in der Schweiz auch Märzen- oder Laubflecken) sind kleine gelbliche und bräunliche Flecken auf der Haut, die besonders bei Menschen mit blonden und rötlichen Haaren und sehr hellem Teint auftreten.

Es handelt sich dabei um Pigmentablagerungen, die vor allem in der dem Sonnenlicht ausgesetzten Haut, also meist im Sommer, entstehen. Bei manchen Menschen verblassen sie im Winter oder verschwinden gänzlich.

Sommersprossen im Gesicht
Mann mit Sommersprossen
Sommersprossen bei Julianne Moore

Sommersprossen entstehen durch Melanozyten, die vermehrt Melanin produzieren (Hyperpigmentierung). Dieses Melanin wird in den umliegenden Keratinozyten für einige Zeit gespeichert. Im Gegensatz zu Leberflecken kommt es bei Sommersprossen nicht zu einer lokalen Vermehrung der Melanozyten.

Sommersprossen sind eine Normvariante. Sie entstehen wahrscheinlich durch angeborene Genvarianten im Melanocortin-1-Rezeptor, der auch für Haut- und Haarfarbe verantwortlich gemacht wird. Da vor allem helle Haut- und Haartypen betroffen sind, besteht für Sommersprossenträger oft eine besondere medizinische Empfehlung zum Sonnenschutz und zur Sonnenvermeidung.

Sommersprossen können selten auch, meist in Kombination mit anderen Hautveränderungen, Symptom einer Systemerkrankung sein, des NAME-Syndroms.

Biologie

Die Rezeption von Sommersprossen in der Gesellschaft als mehr oder weniger attraktives Attribut durchlief zahlreiche Wechsel in der Mode. Während der edwardischen und viktorianischen Epoche galt insbesondere bei Briten und Amerikanern der Ostküste ein makellos blasses Gesicht als Inbegriff weiblicher Schönheit; Sommersprossen, die mit frischer Luft und Sonne assoziiert wurden, sollten den im Freien Arbeitenden vorbehalten bleiben. Entsprechend derb klangen Werbungen um 1900, die Medikamente anpriesen, „um diese hässliche Maske“ zu entfernen:

„Sommersprossen-Gesicht: Sonne und Wind bringen die hässlichen Flecken zum Vorschein. Wie man sie leicht entfernt. – Hier haben Sie Gelegenheit, Fräulein Sommersprossen-Gesicht, eine Abhilfe für Ihre Sommersprossen auszuprobieren, mit der Garantie, dass sie Sie keinen Penny kosten wird, wenn Ihre Sommersprossen nicht weggehen. Kaufen Sie einfach eine Unze von Othine Extrastark, und nach wenigen Anwendungen werden Sie einen schönen Gesichtsausdruck bekommen. Nur selten reicht selbst in schlimmen Fällen eine Unze nicht aus. Geld zurück, wenn Sie Ihre Sommersprossen dadurch nicht los werden.“

Harrisburg Star-Independent 1915

Diese Medikamente zur Entfernung von Sommersprossen bzw. zur generellen Hautaufhellung enthielten meist gesundheitsgefährdendes Quecksilber und verschwanden erst in den 1970er Jahren aufgrund von staatlichen Verboten endgültig vom Markt. Seither werden Bleich-Cremes für die Haut angeboten, die allerdings oftmals Hydrochinon enthalten, welchem seit Mitte der 2000er Jahre eine potentiell krebserregende Wirkung nachgesagt wird. Weitere Möglichkeiten zur Entfernung von Sommersprossen auf der Haut sind Laserbehandlungen, chemische Haut-Peelings, Retinoide-Cremes oder kryochirurgische Behandlungen. Vorbeugende Wirkung haben unter anderem Sonnenschutzpräparate für die Haut.

Im Laufe der Zeit haben sich Sommersprossen allerdings auch zu einem Schönheitsideal entwickelt und werden daher sogar als Permanent Make-up angeboten.

Mit KI generierte Sommersprossen auf einem 3D-Kopf

Mit einigem Aufwand kann man in der digitalen Bildbearbeitung realistisch aussehende Sommersprossen in ein Bild einbringen. Einen technischen Durchbruch brachte im Jahr 2021 die Künstliche Intelligenz in dem 3D-Programm Metahuman. Hier lassen sich Sommersprossen automatisch in beliebiger Dichte und Stärke auf (digitale) Haut auftragen.

Die Entstehung von Sommersprossen wird durch die Einwirkung von Sonnenlicht verursacht. Die UV-B-Strahlung regt die Melanozyten zur vermehrten Melaninproduktion an, was dazu führen kann, dass die Sommersprossen dunkler und sichtbarer werden. Das bedeutet, dass jemand, der nie Sommersprossen hatte, diese nach längerer Sonnenbestrahlung plötzlich entwickeln kann.

Sommersprossen sind keine Hautkrankheit, aber Menschen mit Sommersprossen haben in der Regel eine geringere Konzentration an lichtschützendem Melanin und sind daher anfälliger für die schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlung. Es wird empfohlen, dass Menschen, deren Haut zu Sommersprossen neigt, übermäßige Sonneneinstrahlung vermeiden und Sonnenschutzmittel verwenden sollten.

Genetik

Frauen mit Sommersprossen

Das Vorhandensein von Sommersprossen hängt mit seltenen Allelen des MC1R-Gens zusammen, obwohl es keinen Unterschied macht, ob eine Person Sommersprossen hat, wenn sie eine oder sogar zwei Kopien dieses Gens hat. Auch Personen, die keine Kopien des MC1R-Gens haben, weisen manchmal Sommersprossen auf. Dennoch haben Personen mit einer hohen Anzahl von Sommersprossenstellen eine oder mehrere Varianten des MC1R-Gens. Von den Varianten des MC1R-Gens sind Arg151Cys, Arg160Trp und Asp294His bei den sommersprossigen Personen am häufigsten. Das MC1R-Gen ist auch stärker mit rotem Haar als mit Sommersprossen assoziiert. Die meisten rothaarigen Personen haben zwei Varianten des MC1R-Gens und fast alle haben eine. Die Varianten, die rotes Haar verursachen, sind dieselben, die auch Sommersprossen verursachen. Sommersprossen können auch in Gegenden wie Japan vorkommen, wo rotes Haar nicht vorkommt. Diese Personen haben die Variante Val92Met, die auch bei Europäern vorkommt, obwohl sie nur minimale Auswirkungen auf ihre Pigmentierung hat. Die Beteiligung des Allels R162Q an der Sommersprossenbildung ist umstritten.

Die Varianten des MC1R-Gens, die mit Sommersprossen in Verbindung gebracht werden, tauchten im menschlichen Genotyp auf, als die Menschen begannen, Afrika zu verlassen. Die Variante Val92Met entstand vor 250.000 bis 100.000 Jahren, lange genug, um dieses Gen nach Zentralasien zu tragen. Arg160Trp ist schätzungsweise vor etwa 80.000 Jahren entstanden, während Arg151Cys und Asp294His vor etwa 30.000 Jahren entstanden sind. Die große Variationsbreite des MC1R-Gens ist bei Menschen europäischer Abstammung darauf zurückzuführen, dass das Gen keinem starken Umweltdruck ausgesetzt ist. Das ursprüngliche Allel des MC1R-Gens kodiert für dunkle Haut mit einem hohen Melaningehalt in den Zellen. Der hohe Melaningehalt ist ein Schutz in Gebieten mit hoher UV-Belastung. Der Bedarf wurde geringer, als die Menschen in höhere Breitengrade zogen, wo das einfallende Sonnenlicht einen geringeren UV-Lichtanteil hat. Die Anpassung an eine hellere Haut ist notwendig, damit Menschen in höheren Breitengraden immer noch genügend UV-Licht für die Produktion von Vitamin D absorbieren können. Menschen mit Sommersprossen neigen dazu, sich weniger zu bräunen und haben eine sehr helle Haut.

Arten

Ephelides ist eine flache, hellbraune oder rote Sommersprosse, die bei geringerer Sonneneinstrahlung verblasst. Epheliden treten häufiger bei Menschen mit hellem Teint auf, obwohl sie bei Menschen mit unterschiedlichen Hauttönen vorkommen. Die regelmäßige Verwendung von Sonnenschutzmitteln kann ihre Entstehung verhindern.

Leberflecken (auch Sonnenflecken und Lentigines genannt) sehen aus wie große Sommersprossen, bilden sich aber erst nach jahrelanger Sonneneinstrahlung. Leberflecken treten häufiger bei älteren Menschen auf.