Sargassosee
Koordinaten: 28°N 66°W / 28°N 66°W ⓘ
Die Sargassosee (/sɑːrˈɡæsoʊ/) ist eine Region des Atlantischen Ozeans, die von vier Strömungen begrenzt wird, die einen Ozeanwirbel bilden. Im Gegensatz zu allen anderen Regionen, die Meere genannt werden, hat es keine Landgrenzen. Es unterscheidet sich von anderen Teilen des Atlantischen Ozeans durch seine charakteristischen braunen Sargassum-Algen und das oft ruhige blaue Wasser. ⓘ
Das Meer wird im Westen durch den Golfstrom, im Norden durch den Nordatlantikstrom, im Osten durch den Kanarenstrom und im Süden durch den Nordatlantischen Äquatorialstrom begrenzt, die alle vier zusammen ein im Uhrzeigersinn zirkulierendes System von Meeresströmungen bilden, das als Nordatlantikwirbel bezeichnet wird. Er liegt zwischen 20° und 35° Nord und 40° und 70° West und ist etwa 1.100 km breit und 3.200 km lang. Bermuda liegt in der Nähe des westlichen Randes des Meeres. ⓘ
Alle Strömungen lagern die Meerespflanzen und Abfälle, die sie mit sich führen, in diesem Meer ab. Das Wasser der Sargassosee zeichnet sich jedoch durch seine tiefblaue Farbe und seine außergewöhnliche Klarheit aus, mit einer Unterwassersichtweite von bis zu 61 m (200 ft). Die Sargassosee ist auch ein Gewässer, das die Phantasie der Öffentlichkeit beflügelt hat und daher in einer Vielzahl von literarischen und künstlerischen Werken sowie in der Populärkultur vorkommt. ⓘ
Die Sargassosee ist ein Meeresgebiet im Atlantik östlich Floridas. Die Bermuda-Inseln liegen in ihrer westlichen Randzone. ⓘ
Geschichte
Die erste bekannte schriftliche Erwähnung der Sargassosee stammt von Christoph Kolumbus aus dem Jahr 1492, der über Seegras schrieb, in dem er befürchtete, dass sich sein Schiff verfangen würde, und das möglicherweise Untiefen verbergen könnte, die das Schiff auf Grund laufen ließen, sowie über fehlenden Wind, von dem er befürchtete, dass er sie einschließen würde. ⓘ
Das Meer war möglicherweise schon früheren Seefahrern bekannt, denn ein Gedicht des Autors Avienius aus dem späten vierten Jahrhundert beschreibt einen Teil des Atlantiks als mit Algen bedeckt und windstill, wobei er sich auf einen heute verlorenen Bericht des Karthagers Himilco des Seefahrers aus dem fünften Jahrhundert vor Christus beruft. Kolumbus selbst kannte diesen Bericht und glaubte, dass Himilco die Sargassosee erreicht hatte, wie dies auch mehrere andere Entdecker taten. Moderne Gelehrte halten dies jedoch für unwahrscheinlich. Dem muslimischen Kartographen Muhammad al-Idrisi zufolge erreichten die Mugharrarūn (arabisch: المغررون, "die Abenteurer"), die vom almoravidischen Sultan Ali ibn Yusuf (1084-1143) unter der Führung seines Admirals Ahmad ibn Umar ausgesandt wurden, einen Teil des Ozeans, der von Algen bedeckt war und von einigen als Sargassosee bezeichnet wurde. ⓘ
Im Jahr 1609 wurde das englische Schiff Sea Venture an die Küste der Bermudas getrieben. Das Meer war auch Schauplatz von Walfang und Fischerei. ⓘ
Die Dana-Expeditionen 1920-1922 unter der Leitung von Johannes Schmidt stellten fest, dass die Brutstätten des Europäischen Aals in der Sargassosee liegen. Das Meer spielte auch bei einer Reihe anderer bahnbrechender Forschungsbemühungen eine Rolle, darunter der Tauchgang von William Beebe und Otis Barton im Jahr 1932, bei dem sie Tierbeobachtungen und Radiosendungen durchführten, John Swallows Arbeit mit dem Swallow Float in den späten 1950er Jahren, die Entdeckung von Prochlorococcus durch ein Forscherteam in den 1980er Jahren und verschiedene ozeanografische Datenerfassungsprogramme wie die von Henry Stommel. ⓘ
Im Juli 1969 verschwand der britische Geschäftsmann und Amateursegler Donald Crowhurst, nachdem seine Yacht in der Sargassosee versunken war. Er hatte am Sunday Times Golden Globe Race teilgenommen, einer Einhandregatta zur Weltumsegelung, als sein schlecht vorbereitetes Boot Wasser zu führen begann. Er brach seinen Weltumsegelungsversuch ab, meldete aber über Funk falsche Positionen, um den Eindruck zu erwecken, dass er noch teilnahm. Schließlich trieb Crowhurst in der Sargassosee, wo er sich psychisch verschlechterte und seine Logbücher mit metaphysischen Spekulationen und wahnhaften Kommentaren füllte. Sein letzter Eintrag stammt vom 1. Juli, und seine Yacht wurde am 10. Juli unbewohnt und treibend aufgefunden. Es ist unklar, ob er durch Selbstmord oder durch ein Missgeschick zu Tode kam. ⓘ
Begrenzungen
Das Meer wird im Westen durch den Golfstrom, im Norden durch den Nordatlantikstrom, im Osten durch den Kanarenstrom und im Süden durch den Nordatlantischen Äquatorialstrom begrenzt, die alle vier zusammen ein im Uhrzeigersinn zirkulierendes System von Meeresströmungen bilden, das als Nordatlantikwirbel bezeichnet wird. Er liegt zwischen 20° bis 35° N und 40 und 70 W und ist etwa 1.100 km breit und 3.200 km lang. Bermuda liegt in der Nähe des westlichen Randes des Meeres. ⓘ
Da die Sargassosee durch ozeanische Strömungen begrenzt wird, können sich ihre genauen Grenzen ändern. Insbesondere der Kanarenstrom ist sehr variabel, und oft wird eine Linie westlich des Mittelatlantischen Rückens zugrunde gelegt. In einem Bericht aus dem Jahr 2011 wurden die Grenzen der Sargassosee auf der Grundlage mehrerer Variablen festgelegt, darunter Strömungen, Algenvorkommen und die Topografie des Meeresbodens. Die genauen Grenzen der Sargassosee liegen zwischen 22°-38°N, 76°-43°W und in der Mitte zwischen 30°N und 60°W, was einer Gesamtfläche von etwa 4.163.499 Quadratkilometern entspricht. ⓘ
Name und Ökosystem
Der Name Sargassosee ist von den großen Mengen der frei im Wasser schwebenden Braunalgen der Gattung Sargassum abgeleitet. Diese Sargassum-„Wälder“ stellen einen besonderen Lebensraum für kleine Krabben, Würmer und andere Meerestiere dar. ⓘ
Die Algenbüschel können bis zu 300 Meter lang werden. Die Primärproduktion ist erheblich, es wird geschätzt, dass ein Drittel der Primärproduktion des offenen Atlantiks in der Sargassosee stattfindet. ⓘ
Die Sargassosee ist der Ort, an dem sich die Amerikanischen Aale und die Europäischen Aale treffen und laichen. Von hier aus starten die Jungtiere (Weidenblattlarven – Leptocephalus) zu ihrer langen Reise in die Flüsse und Seen der jeweiligen Kontinente. ⓘ
Der Hydrograf Maury erklärte die außergewöhnliche Ansammlung frei schwebender Pflanzen einst so: Wenn man schwimmende Körper in ein Gefäß bringt und das Wasser in diesem Gefäß in kreisförmige Bewegungen versetzt, sieht man, dass sich die verstreuten Stücke zu einer Gruppe im Mittelpunkt der flüssigen Oberfläche vereinigen, das heißt, an jenem Punkt, an dem am wenigsten Bewegung herrscht. In diesem Fall ist der Atlantik das Gefäß, der Golfstrom die kreisförmige Bewegung und das Sargassomeer der Mittelpunkt, an dem sich die treibenden Körper vereinigen. Jules Verne zitiert diese Erklärung wörtlich in seinem 1870 erschienenen Roman 20.000 Meilen unter dem Meer. ⓘ
Wissenschaftler vermuten, dass die Sargassum-Braunalgen sehr alt werden können. ⓘ
Anfang der 2000er Jahre wurde die Sargassosee im Rahmen der Global Ocean Sampling Survey beprobt, um die Vielfalt des mikrobiellen Lebens durch Metagenomik zu bewerten. Im Gegensatz zu früheren Theorien zeigten die Ergebnisse, dass das Gebiet eine große Vielfalt an prokaryotischem Leben aufweist. ⓘ
Bedrohungen
Verschmutzung
Aufgrund der Oberflächenströmungen sammelt sich im Sargasso eine hohe Konzentration von biologisch nicht abbaubarem Plastikmüll an. In dem Gebiet befindet sich der riesige nordatlantische Müllfleck. ⓘ
Mehrere Nationen und Nichtregierungsorganisationen haben sich zusammengeschlossen, um die Sargassosee zu schützen. Zu diesen Organisationen gehört die Sargassosee-Kommission die am 11. März 2014 von den Regierungen der Azoren (Portugal), der Bermudas (Vereinigtes Königreich), Monacos, des Vereinigten Königreichs und der Vereinigten Staaten gegründet wurde. ⓘ
In den plastikverschmutzten Gewässern der Sargassosee wurden Bakterien gefunden, die Plastik verzehren. Es ist jedoch nicht bekannt, ob diese Bakterien die Gifte letztendlich beseitigen oder sie einfach an anderer Stelle im mikrobiellen Ökosystem des Meeres verbreiten. Plastikmüll kann giftige Chemikalien aus der Meeresverschmutzung aufnehmen und so alles vergiften, was ihn frisst. ⓘ
Andere
Einige menschliche Aktivitäten in der Sargassosee haben sich negativ auf sie ausgewirkt, z. B. Überfischung und Schifffahrt. ⓘ
Darstellungen in der Populärkultur
Die Sargassosee wird in der Literatur und in den Medien oft als geheimnisvolles Gebiet dargestellt. In der Fiktion wird sie oft als gefährliches Gebiet dargestellt, in dem Schiffe jahrhundertelang im Unkraut versinken und nicht entkommen können. ⓘ
Literatur
Ezra Pounds Portrait d'une Femme beginnt mit der Zeile: "Dein Verstand und du sind unsere Sargassosee", was darauf hindeutet, dass die Frau, die in dem Gedicht angesprochen wird, eine Ansammlung von Trivialitäten und unzusammenhängenden Fakten ist. ⓘ
Die Sargassosee taucht in klassischen Fantasy-Geschichten von William Hope Hodgson auf, z. B. in seinem Roman The Boats of the "Glen Carrig" (1907), in Victor Appletons Don Sturdy-Roman Don Sturdy in the Port of Lost Ships: Or, Adrift in the Sargasso Sea, und mehrere damit verbundene Kurzgeschichten. In Jules Vernes Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer wird die Sargassosee beschrieben und ihre Entstehung geschildert. Der Roman von Thomas Allibone Janvier aus dem Jahr 1898 trägt den Titel In der Sargassosee. ⓘ
Wide Sargasso Sea (1966) von Jean Rhys ist eine Neufassung von Charlotte Brontës Jane Eyre aus der Sicht von Bertha Mason. ⓘ
Musik
- Die Gitarristen John Abercrombie und Ralph Towner veröffentlichten 1976 ein Album mit dem Titel Sargasso Sea.
- "Sargasso Sea" ist der Titel des sechsten Titels des 1972er Albums All on the First Day von Tony, Caro und John.
- Das dritte Album von Pram trägt den Titel Sargasso Sea.
- Das Video zum Song "Dashboard" von Modest Mouse aus dem Jahr 2007 zeigt die Sargassosee auf einer Karte und als angeblichen Schauplatz der im Video dargestellten Ereignisse. ⓘ
Müll
Das Müllproblem der Menschen hat auch die Sargassosee erreicht. Ebenso wie im Nordpazifik dreht sich hier ein gigantischer Müllstrudel im Kreis. Plastikabfälle, die von Schiffen einfach über Bord geworfen werden, sammeln sich hier ebenso wie die Abfälle aus Flüssen. ⓘ