Chaiselongue

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Ein Chaiselongue-Sofa
Rokoko-Liegesofa aus dem 18. Jahrhundert
Eine Chaiselongue aus dem späten 19. Jahrhundert

Eine Chaiselongue (/ʃz ˈlɒŋ, z-, -ˈlɒ̃ɡ/; französisch: [ʃɛz lɔ̃ɡ], "langer Stuhl") ist ein gepolstertes Sofa in Form eines Stuhls, der lang genug ist, um die Beine zu stützen.

Im modernen Französisch kann sich der Begriff chaise longue auf jeden langen Liegestuhl wie z. B. einen Liegestuhl beziehen. Eine wörtliche Übersetzung ins Englische lautet "long chair". In den Vereinigten Staaten wird der Begriff Lounge Chair auch für jeden langen Liegestuhl verwendet.

In den Vereinigten Staaten wird der Begriff oft "chaise lounge" geschrieben und als /ˌsˈln/ ausgesprochen, eine volksetymologische Ersetzung eines Teils des ursprünglichen französischen Begriffs durch das nicht verwandte englische Wort lounge.

Chaiselongue der Venus Victrix (1800), Marmor, Puschkin-Museum, Moskau

Aufgrund ihres geringen Sitzkomforts wird der eher selten gewordenen Chaiselongue heute die Bettcouch vorgezogen. Diese eignet sich sowohl zum bequemen Liegen als auch zum Sitzen und verbindet damit die Funktion der Chaiselongue mit jener des Sofas.

Ursprünge

Die moderne Chaiselongue wurde erstmals im 16. Jahrhundert in Frankreich populär. Sie wurden von französischen Möbelhandwerkern geschaffen, damit sich die Reichen ausruhen konnten, ohne sich ins Schlafzimmer zurückziehen zu müssen. In der Zeit des Rokoko wurde die Chaiselongue zum Symbol für den gesellschaftlichen Status, und für ihre Herstellung wurden nur die seltensten und teuersten Materialien verwendet. Heute gilt die Chaiselongue als Luxusartikel für das moderne Zuhause. Sie werden häufig zur Ergänzung der Einrichtung von Wohn- oder Lesezimmern oder als stilvoller Boudoir-Sessel für das Schlafzimmer verwendet.

  • Duchesse brisée (französisch: "Gebrochene Herzogin"): Diese Bezeichnung wird verwendet, wenn die Chaiselongue in zwei Teile geteilt ist: den Stuhl und einen langen Hocker oder zwei Stühle mit einem Hocker dazwischen. Der Ursprung des Namens ist unbekannt.
  • Récamier: Ein Récamier hat zwei erhöhte Enden und nichts an den Längsseiten. Er wird manchmal mit dem französischen Empire-Stil (neoklassizistisch) in Verbindung gebracht. Benannt ist er nach der französischen Gesellschaftsdame Madame Récamier (1777-1849), die für ein Porträt von Jacques-Louis David aus dem Jahr 1800 elegant auf einer solchen Couch posierte. Die Form der Récamier ähnelt einem traditionellen lit bateau (Schiffsbett), ist aber für den Salon und nicht für das Schlafzimmer gedacht.
  • Méridienne: Ein Méridienne hat eine hohe Kopfstütze und eine niedrige Fußstütze, die durch ein schräges Stück verbunden sind. Unabhängig davon, ob sie am Fußende etwas haben oder nicht, sind Méridiennes asymmetrische Tagesbetten. Sie waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den großen Häusern Frankreichs sehr beliebt. Ihr Name leitet sich von ihrer typischen Verwendung ab: Ausruhen in der Mitte des Tages, wenn die Sonne nahe dem Meridian steht.
Zweiteilige gebrochene Chaiselongue, 18. Jahrhundert

Die erstmals Anfang des 18. Jahrhunderts in Frankreich belegte Bezeichnung chaise longue deutet auf die ursprünglichen Funktion als Sitzmöbel hin. Im Gegensatz zur Couch und dem Kanapee ging dieses Möbel nicht aus der Bank oder dem Ruhebett hervor, sondern aus einem durch einen Tabouret verlängerten Fauteuil. Die beiden Elemente dieser insbesondere in der Zeit des Louis-quinze und des Louis-seize-Stils in den Jahren von 1745 bis 1780 beliebten gebrochenen, in Frankreich auch duchesse brisée genannten zweiteiligen Chaiselongue verschmolzen nach und nach zu einem einzigen (ungebrochenen) Möbelstück, aus dem sich sowohl die Récamière, als auch die sogenannte moderne Chaiselongue entwickelten.

Psychoanalyse

Sigmund Freuds Chaiselongue im Freud-Museum

Die Chaiselongue wird traditionell mit der Psychoanalyse in Verbindung gebracht. Sigmund Freud führte die Verwendung der Chaiselongue zu diesem Zweck ein. Die Idee war, dass der Patient auf einer Couch liegt und der Analytiker hinter dem Kopfende der Couch sitzt, so dass der Klient den Analytiker nicht sehen kann. Das Zurücklehnen und die Tatsache, dass der Klient dem Analytiker nicht ins Gesicht sehen muss, sollte enthemmend wirken und die freie Assoziation fördern. Zu der Zeit, als Freud begann, die Chaiselongue zu benutzen, galt es in Wien als gewagt, sich in Anwesenheit von Nicht-Intimus auf eine Chaiselongue zu legen. Freuds eigene Chaiselongue, die ihm von einem Patienten geschenkt wurde, ist heute im Freud Museum in London zu sehen.

Auch heute noch laden Psychoanalytiker ihre Klienten ein, sich während der Psychotherapie in ihren Büros auf die Couch zu legen, und verwenden aus Tradition eher Chaiselongues als herkömmliche Couches. Die Chaiselongue wird in Cartoons und anderen Werken häufig als visuelles Kürzel für das Büro eines Psychotherapeuten verwendet.

Terminologie

Der moderne Gebrauch des ursprünglich französischen Begriffs Ottomane überschneidet sich mit dem des Worts Chaiselongue.

Im schwäbischen Dialekt, welcher viele Wörter aus der französischen Sprache übernommen hat, wird das von chaiselongue abgeleitete Wort Schesslo allgemein für gepolsterte Sitzmöbel verwendet.

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