Bürgerbräukeller

Aus besserwiki.de
NSDAP-Versammlung im Bürgerbräukeller, ca. 1923
Plakat: „Wiederbegründung“ der NSDAP mit Hitler als Redner, 27. Februar 1925, einen Tag nach der Neugründung der Partei
Der Bürgerbräukeller nach den ersten Aufräumarbeiten am 9. November 1939
Gedenktafel für Georg Elser im Bürgerbräukeller

Der Bürgerbräukeller war zwischen 1885 und 1979 ein Gasthauskeller in München. Es handelte sich um eine Großschankstätte der Aktiengesellschaft Bürgerliches Brauhaus München bzw. nach einer Fusion der Löwenbräu AG. Das Gebäude lag an der Rosenheimer Straße im Stadtteil Haidhausen hinter dem Kulturzentrum Gasteig. Heute befindet sich auf dem Grundstück das Hilton München City Hotel von Hilton Worldwide sowie die Hauptverwaltung der GEMA, wo eine Gedenktafel an Georg Elser erinnert.

Die Gaststätte bot 1.830 Personen Platz und war ein beliebter Ort politischer Veranstaltungen während der Weimarer Republik. Der Bürgerbräukeller befand sich zu dieser Zeit im Besitz der Löwenbrauerei unter dem Wirt Korbinian Reindl.

Am 8. November 1923 hielt der bayerische Generalstaatskommissar Gustav von Kahr in dem völlig überfüllten Saal eine Großveranstaltung ab, die von Adolf Hitler, Erich Ludendorff, Hermann Göring und weiteren Nationalsozialisten gestürmt wurde. Von hier aus fand am frühen Morgen des 9. November 1923 der Marsch zur Feldherrnhalle – der gescheiterte Hitlerputsch – statt. Dieser wird deshalb auch „Bürgerbräu-Putsch“ genannt und ist in der englischsprachigen Welt als Beer Hall Putsch bzw. auf Französisch als putsch de la Brasserie bekannt.

Am 27. Februar 1925 erfolgte hier die Wiedergründung der infolge des Putschversuchs verbotenen NSDAP, wobei Hitler eine kämpferische Rede hielt, in der er das rücksichtslose Vorgehen gegen alle Feinde der NSDAP ankündigte. Am 25. April 1928 kam Reichsaußenminister Gustav Stresemann hierher, um im Reichstagswahlkampf als Spitzenkandidat der DVP eine Rede zu halten. Er wurde eineinhalb Stunden lang von NSDAP-Anhängern unter Führung von Hermann Esser niedergeschrien, bis die Polizei die Versammlung schließen ließ.

Ab 1933, immer zum 8. November, hielt Hitler im Bürgerbräukeller vor Teilnehmern des Putschversuches eine Rede. Am 8. November 1939 entging er hier nur knapp einem Attentat von Georg Elser, der eine Zeitbombe in die Säule hinter dem Rednerpult eingebaut hatte. Er hatte den Zünder auf 21:20 Uhr eingestellt. An diesem Abend betrat Hitler nebst Spitzen der NSDAP den Saal und fing zehn Minuten später an, seine Rede zu halten. Doch anders als die Jahre zuvor beendete Hitler bereits um 21:00 Uhr seine Rede und verließ mit seinem Stab sieben Minuten später den Saal Richtung Hauptbahnhof, wo um 22:00 Uhr ein Sonderzug nach Berlin abfahren sollte. Als die Bombe um 21:20 Uhr explodierte, starben sieben NSDAP-Mitglieder und eine Kellnerin; mehr als 60 Personen wurden verletzt.

Hitler begutachtete den schwer beschädigten Keller wenig später. Die Schäden wurden beseitigt. Trotzdem wurde ab 1940 der alljährliche Auftritt Hitlers in den Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz verlagert.

Der Bürgerbräukeller wurde bis Kriegsende 1945 als Lebensmittellager benutzt, anschließend war er Kantine der US-Armee. 1958 eröffnete man ihn wieder als Großgaststätte und Veranstaltungsort. Der gesamte Komplex wurde 1979 zugunsten von Neubauten abgerissen, wie wenige Jahre zuvor die Baulichkeiten des gegenüberliegenden Münchner-Kindl-Kellers und einige Jahre später die wenige hundert Meter weiter gelegenen Brauereianlagen des Hofbräu.

Der Bürgerbräukeller wurde 1979 abgerissen, und an seiner Stelle wurde der Gasteig gebaut.

Standort

Eine Versammlung der NSDAP im Bürgerbräukeller, um 1923

Der Bürgerbräukeller befand sich im Münchner Stadtteil Haidhausen auf der Ostseite der Isar. Der Eingang befand sich an der Rosenheimer Straße, der hintere Zugang an der Kellerstraße. Seit 1980 wurde das Gelände durch den Bau des Kulturzentrums Gasteig, des Hilton Munich City Hotels und der GEMA-Zentrale neu bebaut.

Beschreibung

Bereits im 16. Jahrhundert sammelten die bayerischen Brauer gegen Ende der Brausaison die Bierfässer ein und lagerten sie in eigens dafür angelegten Kellern für den Sommer. Im 18. Jahrhundert entdeckten die Brauer, dass sie einen größeren Gewinn erzielen konnten, wenn sie ihre Gartenkeller für die Öffentlichkeit öffneten und das Bier vor Ort ausschenkten. Im 20. Jahrhundert verfügte der Bürgerbräukeller sowohl über einen Keller und einen Biergarten als auch über einen großen Saal für Innenveranstaltungen.

Der große Saal war ein rechteckiger Raum, in dem bis zu 3.000 Personen Platz fanden, wenn auch weniger in voller Besetzung. Freistehende Säulen auf beiden Seiten des Saals stützen schmale Galerien und das Dach. Die tragenden Wände und die Innensäulen mit klassizistischen Kapitellen waren aus verputztem Mauerwerk. Eine dekorative verputzte Decke, die in Felder mit drei Reihen von Kronleuchtern unterteilt war, verbarg Stahlträger, die die hölzerne Dachkonstruktion trugen.

Nazi-Verbindung

Einladung zu einer "Neugründung" der NSDAP mit Adolf Hitler als Redner, 27. Februar 1925, München, Bürgerbräukeller
Bürgerbräukeller nach dem Attentat von 1939

Von 1920 bis 1923 war der Bürgerbräukeller einer der wichtigsten Versammlungsorte der NSDAP. Am 8. November 1923 startete Adolf Hitler dort den Bierhallenputsch. Nach der Machtergreifung 1933 gedachte Hitler jedes Jahr am Abend des 8. November mit einer Ansprache an die Alten Kämpfer im großen Saal des Bürgerbräukellers. Am nächsten Tag wurde der Marsch durch die Straßen Münchens vom Bürgerbräukeller zum Königsplatz nachgestellt. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete ein Festakt in der Feldherrnhalle zur Ehrung der 16 "Blutmärtyrer" des Bierhallenputsches.

Der Bürgerbräukeller war auch der Ort, an dem Hitler am 27. Februar 1925, etwa zehn Wochen nach seiner Entlassung aus dem Landsberger Gefängnis, öffentlich die Neugründung der NSDAP verkündete. Mit einem Sinn für Theater und Symbolik kehrte er im Triumph an den Ort seines gescheiterten Putsches sechzehn Monate zuvor zurück. Drei Stunden vor seiner Rede um 20.00 Uhr war der Saal mit 3.000 Zuhörern bis auf den letzten Platz gefüllt, 2.000 weitere wurden abgewiesen. Hitler hielt eine zweistündige Rede, in der er die Führung der nationalsozialistischen Bewegung zurückeroberte und die zerstrittenen Fraktionen, die die zersplitterte Organisation während seiner Inhaftierung geführt hatten, vereinte.

Ein Marsch des Bierhallenputsches verlässt den Bürgerbräukeller

1939 wurde eine Zeitbombe, die in einer Säule des Bürgerbräukellers versteckt war, während Hitlers Rede zum Bierhallenputsch am 8. November gezündet. Die Bombe explodierte, tötete acht Menschen und verletzte 57, aber Hitler hatte seine Rede abgebrochen und war bereits gegangen. Ein Idealist, Georg Elser, wurde verhaftet, für 5 ½ Jahre eingesperrt und kurz vor Kriegsende hingerichtet.

Das Gebäude wurde durch Elsers Bombe schwer beschädigt, und in den folgenden Jahren, 1940-1943, wurde die Bierhallenputschrede im Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz und 1944 im Circus-Krone-Gebäude gehalten.

Während des Zweiten Weltkriegs

Nach dem Attentat auf Hitler am 8. November 1939 begannen die Reparaturarbeiten am Bürgerbräukeller mit dem Ziel, das Gebäude wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Aufgrund des Materialmangels wurden die Arbeiten jedoch nie abgeschlossen. Bei der Bombardierung Münchens durch die Alliierten traf eine einzelne Bombe den Saal, in dem sich die Explosion von 1939 ereignet hatte, explodierte aber nicht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Als die amerikanischen Truppen am 30. April 1945 in München einmarschierten, fand die 42. Infanteriedivision "Rainbow" den Bürgerbräukeller verdreckt, mit Nazi-Parteidokumenten überhäuft und unbenutzt vor.

Der Bürgerbräukeller diente ab Ende 1945 als Club des Amerikanischen Roten Kreuzes und wurde im September 1947 zu einem Club der Special Services. Täglich nutzten durchschnittlich 1.700 Soldaten die verschiedenen Einrichtungen des Clubs. Der Bürgerbräukeller war einer von neun Serviceclubs in der Münchner Militärpost.

Nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte 1957 wurde der Bürgerbräukeller von der Löwenbräu übernommen und nach einem Teilumbau zu Weihnachten 1958 als Bierkeller wiedereröffnet.

In Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1972 in München unternahm die Stadtverwaltung den Bau eines U-Bahn-Systems. Der Bau von Rolltreppen, die in der Rosenheimerstraße neben dem Bürgerbräukeller entstanden, machte es erforderlich, den Keller, der für Parteiversammlungen der Nazis genutzt worden war, abzuriegeln. Der große Saal im hinteren Teil stand 1976 noch für große Versammlungen zur Verfügung.

In den 1970er Jahren wurde er auch als Aufnahmestudio genutzt. 1976 wurde dort die La Traviata von Carlos Kleiber aufgenommen.

Der Bürgerbräukeller wurde 1979 im Rahmen eines Sanierungsprogramms abgerissen, ebenso wie der benachbarte Münchner-Kindl-Keller und die Hofbräu-Brauerei.

Auf dem Gelände des Bürgerbräukellers stehen heute das GEMA-Gebäude, das Kulturzentrum Gasteig und das Hotel Hilton München City.

Georg Elser-Gedenktafel

Georg Elser-Gedenktafel

In der Nähe des Eingangs zum GEMA-Gebäude markiert eine Gedenktafel im Pflaster die Stelle, an der Georg Elser bei seinem Attentatsversuch auf Adolf Hitler die Bombe versteckt hatte.