Supermond

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Links ein durchschnittlicher Vollmond, rechts in Erdnähe

Supermond (englisch super moon) ist ein 1979 vom Astrologen Richard Nolle geprägter Ausdruck für einen Vollmond oder Neumond, der sich im oder nahe beim erdnächsten Punkt (Perigäum) seiner Umlaufbahn um die Erde befindet. Meistens wird vom erdnahen Vollmond gesprochen, was zur Unterscheidung vom Superneumond mit Supervollmond deutlich zu machen wäre.

Nolle prägte den Begriff im Zusammenhang mit seiner These, dass bei Erdnähe des Mondes – zu Vollmond wie zu Neumond – die Wahrscheinlichkeit von Vulkanausbrüchen und Erdbeben größer sei als bei größeren Abständen von der Erde. Auch wenn bei Beobachtung mit bloßem Auge der geringe Größenunterschied (vgl. Abb.) mangels direktem Vergleich mit einem durchschnittlichen Vollmond nicht erkennbar ist, ist ein Supervollmond in den Tagesmedien wegen seiner scheinbaren Größe und Helligkeit dennoch eine beliebte Meldung, die wenigstens auf das „entzückende und fesselnde Bild eines Vollmondes am Himmel“ aufmerksam macht.

Der tatsächliche Größenunterschied ist recht gering, doch wird der Supervollmond gerne beim Mondaufgang beobachtet. Er wirkt dann wie alle Objekte, die sich nahe dem Horizont befinden, größer als bei horizontfernem Stand. Das gleiche Phänomen zeigt sich auch bei Sonnenauf- oder untergang.

Die tatsächliche Verbindung des Mondes mit den Gezeiten der Ozeane und der Erdkruste hat zu Behauptungen geführt, dass das Supermondphänomen mit einem erhöhten Risiko von Ereignissen wie Erdbeben und Vulkanausbrüchen in Verbindung gebracht werden könnte, aber ein solcher Zusammenhang wurde nicht nachgewiesen.

Das entgegengesetzte Phänomen, eine Apogäumssyzygie oder ein Vollmond (oder Neumond) um das Apogäum, wird als Mikromond bezeichnet.

Definitionen

Der Begriff Supermond wird dem Astrologen Richard Nolle zugeschrieben, als er die 1976 von dem NOAA-Hydrologen Fergus Wood veröffentlichte "Strategic Role Of Perigean Spring Tides in Nautical History and Coastal Flooding" las. In der Praxis gibt es keine offizielle oder auch nur einheitliche Definition dafür, wie nahe am Perigäum der Vollmond stehen muss, um als Supermond bezeichnet zu werden, und Neumonde werden nur selten als Supermond bezeichnet.

Nolle

Nolle beschrieb das Konzept in einer 1979 erschienenen Ausgabe von Dell Horoscope, in der er sowohl Voll- als auch Neumonde aufführte. Er hat jedoch nie dargelegt, warum er sich für 90 % entschied, und auch keine endgültige Formel zur Bestimmung, ob ein bestimmter Voll- oder Neumond "super" ist, vorgelegt. Die grundlegende Definition von 1979 lautete:

... ein Neu- oder Vollmond, der auftritt, wenn der Mond auf einer bestimmten Umlaufbahn (Perigäum) der Erde am nächsten kommt oder sich ihr nähert (innerhalb von 90 %). Kurz gesagt, Erde, Mond und Sonne befinden sich in einer Linie, wobei der Mond der Erde am nächsten ist.

- Richard Nolle, Dell Horoscope Magazine, 1979

Nolle änderte seine Definition im Jahr 2000 und legte fest, dass die Entfernung eines bestimmten Voll- oder Neumondes anhand von 90 % der mittleren Entfernung der Perigäen zu beurteilen ist. Nolle bezog sich (fälschlicherweise) auf

Ein Supermond ist eine Perigäum-Syzygie, ein Neu- oder Vollmond (Syzygie), der auftritt, wenn sich der Mond bei 90% oder mehr seiner mittleren Annäherung an die Erde (Perigäum) befindet.

- Richard Nolle, 2000, SuperMond-Tabelle von Century 21 CE
NASA-Bild mit dem Vergleich eines Supermonds (links) und eines Mikromonds (rechts)

Im Jahr 2011 fügte Nolle die Apogäen zur Betrachtung hinzu und erklärte, dass er seine Berechnungen auf 90 % der Differenz zwischen den Mond-Apsiden-Extremen für das Sonnenjahr stützt. EarthSky analysierte Nolles Tabellen und beschrieb die aktualisierte Definition: Ein Voll- oder Neumond gilt als Supermond, wenn wobei die Mondentfernung bei Syzygium ist, die Monddistanz am Apogäum ist und die Mondentfernung im Perigäum ist. Nolle stützt sich dabei auf die mittleren Apsiden-Extreme und bezieht sich (fälschlicherweise) auf den Wikipedia-Artikel zu diesem Thema, der zu folgenden Ergebnissen kommt:

Jede Lunation, die näher als 368.630 km ist, ist ein Supermond.

- Richard Nolle, 2011, Supermond, Was er ist, was er bedeutet

Nolle fügte im Jahr 2000 auch das Konzept des extremen Supermonds hinzu und beschrieb das Konzept als alle Neu- oder Vollmonde, die sich bei "100 % oder mehr des mittleren Perigäums" befinden.

Espenak

In der wissenschaftlichen Gemeinschaft wird der Begriff Perigäum-Syzygie oder Perigäum-Vollmond/Neumond bevorzugt. Das Perigäum ist der Punkt, an dem der Mond auf seiner Umlaufbahn der Erde am nächsten ist, und die Syzygiestellung ist der Zeitpunkt, an dem Erde, Mond und Sonne in einer Linie stehen, was bei jedem Voll- oder Neumond der Fall ist. Der Astrophysiker Fred Espenak verwendet die Definition von Nolle, zieht aber die Bezeichnung Vollmond im Perigäum bei Vollmonden, die "innerhalb von 90 % ihrer engsten Annäherung an die Erde in einer bestimmten Umlaufbahn" auftreten, den Berechnungen von Nolle vor, die auf der engsten aller Umlaufbahnen während des Sonnenjahres basieren. Wood verwendete die Definition eines Voll- oder Neumondes, der innerhalb von 24 Stunden nach dem Perigäum auftritt, und verwendete auch die Bezeichnung Perigäum-Syzygie.

Andere Definitionen

Die Zeitschrift Sky and Telescope wählte eine Definition von 223.000 Meilen (358.884 km).

TimeandDate.com bevorzugt eine Definition von 360.000 Kilometern (223.694 Meilen).

EarthSky verwendet die Definition von Nolle und vergleicht seine Berechnungen mit den von Nolle im Jahr 2000 veröffentlichten Tabellen.

Wood prägte auch den weniger gebräuchlichen Begriff proxigee, bei dem Perigäum und Voll- oder Neumond 10 Stunden oder weniger voneinander entfernt sind.

Relative Häufigkeit

Supermonde sind Vollmonde (gefüllte Punkte) bei minimaler Erddistanz.

Bei einem Supervollmond erreicht der Mond zu Vollmond (etwa) das Perigäum, den erdnächsten Bahnpunkt seines Umlaufs. Beim nachfolgenden Mondumlauf sind diese beiden Bedingungen des Ereignisses jedoch nicht mehr zugleich in einer Nacht gegeben. Denn zwischen zwei Passagen des gleichen Bahnpunkts (hier: Perigäum) vergeht ein anomalistischer Monat (durchschnittliche Dauer: 27,5546 Tage), zwischen zwei gleichen Mondphasen (hier: Vollmond) jedoch ein synodischer Monat (durchschnittliche Dauer: 29,5306 Tage).

Ein ähnlicher Supervollmond tritt erst erneut auf, wenn ganze Vielfache dieser beiden Periodendauern einander gleichen. Dies ist frühestens nach rund 14 synodischen bzw. rund 15 anomalistischen Monaten der Fall, wie sich aus einer Überschlagsrechnung mit den Durchschnittswerten ersehen lässt:

Der tatsächliche Termin des vierzehnten nachfolgenden Vollmondes kann aber mit diesen durchschnittlichen Werten nicht berechnet werden, da wegen der Bahnstörungen schon die Dauer einzelner Lunationen erheblich schwankt.

In diesem 14er-Zyklus von Vollmonden nahe dem Perigäum sind u. a. auch jene wenigen Supervollmonde enthalten, bei denen eine Nahgrenze von 356.500 km unterschritten wird.

Von den möglichen 12 oder 13 Voll- (oder Neu-)mond-Erscheinungen pro Jahr können in der Regel drei oder vier als Supermond im Sinne der gängigen Definition eingestuft werden.

Der letzte Supermond fand am 13. Juli 2022 statt, der nächste wird am 12. August 2022 sein.

Der Supermond vom 14. November 2016 war der nächstgelegene Vollmond seit dem 26. Januar 1948 und wird erst am 25. November 2034 übertroffen werden.

Der nächste volle Supermond des 21. Jahrhunderts wird am 6. Dezember 2052 stattfinden.

Gelegentlich fällt ein Supermond mit einer totalen Mondfinsternis zusammen. Dies war zuletzt im Mai 2022 der Fall, und das nächste Mal wird es im Oktober 2032 der Fall sein.

Allgemeines

Der Supermond vom 19. März 2011 (rechts) im Vergleich zu einem durchschnittlichen Vollmond vom 18. Januar 2011 (links), von der Erde aus gesehen

Ein Vollmond im Perigäum erscheint im Durchmesser etwa 14 % größer als im Apogäum. Viele Beobachter bestehen darauf, dass ihnen der Mond größer erscheint. Dies ist wahrscheinlich auf Beobachtungen kurz nach Sonnenuntergang zurückzuführen, wenn der Mond in der Nähe des Horizonts steht und die Mondtäuschung am deutlichsten ist.

Während die Oberflächenleuchtdichte des Mondes gleich bleibt, ist die Beleuchtungsstärke aufgrund seiner Nähe zur Erde etwa 30 % heller als an seinem weitesten Punkt, dem Apogäum. Dies ist auf das Gesetz des umgekehrten Quadrats des Lichts zurückzuführen, das die auf der Erde empfangene Lichtmenge im umgekehrten Verhältnis zur Entfernung vom Mond verändert. Ein Supermond direkt über der Erde kann bis zu 0,36 Lux liefern.

Unscharfes Kriterium

Der von Nolle formulierte Mindest-Erdabstand (Moon at or near (within 90 % of) its closest approach to Earth in a given orbit) ist mit etwa 367.600 km nicht besonders klein. Damit ergeben sich mindestens vier „Supermonde“ pro Jahr, mit eher unauffälligen Medienmeldungen.

Bei einer deutlich engeren Grenze von beispielsweise 356.500 km – willkürlich gezogen wie die von Nolle – gab es im 20. Jahrhundert nur drei und gibt es im 21. Jahrhundert nur vier „Supervollmonde“.

Mit ähnlichem Kriterium war folgende Schlagzeile möglich: „Du hast Glück: Bald strahlt der grösste Supermond seit 1948 am Himmel“. Das betraf den Vollmond im November 2016 (mit etwa 356.520 km wenig mehr als 356.500 km), der Erde fast so nahe wie der Vollmond im Januar 1948 (etwa 356.460 km), 68 Jahre zuvor.

Extremwerte

Verteilung der Erddistanzen der Perigäen (links) und der Apogäen (rechts) zwischen −3000 und +3000 a:
Die Perigäen zeigen Maxima bei 357.000 km – dem aktuellen kurzfristigeren Durchschnittswert – und bei 369.000 km.

Die Größen, welche die Erscheinung des Vollmondes bestimmen, sind:

  • der scheinbare Durchmesser; er ändert sich umgekehrt proportional mit dem Abstand des Mondes zur Erde, der wiederum infolge der elliptischen Bahn veränderlich ist; Schwankung des scheinbaren Durchmessers etwa ± 7%, bezogen auf den Mittelwert
  • die scheinbare Helligkeit; ihre Schwankung folgt dem Quadrat der Durchmesser-Schwankung: etwa ± 15%, bezogen auf den Mittelwert.

Die Bahnellipse des Mondes um die Erde wird sowohl von der Sonne als auch von den Planeten gestört. Weil der Einfluss der Planeten unregelmäßig ist, treffen die o. g. Größtwerte der Mondbahn jedoch selten ein. Wird nur der regelmäßige Einfluss der Sonne beachtet, so verringern sich die Schwankungs-Werte auf theoretisch ± 6,5% im Durchmesser bzw. ± 13,4% in der Helligkeit, die dann von jedem 14. Vollmond in Folge erreicht würden (s. u.: relative Häufigkeit).

Für einen Vollmond mit negativen Extremwerten – größte Erdferne, d. h. Passage des Apogäums – gibt es keine besondere Benennung wie etwa „Subvollmond“.

Auswirkungen auf die Erde

Behauptungen, dass Supermonde Naturkatastrophen verursachen können, und die Behauptung von Nolle, dass Supermonde "geophysikalischen Stress" verursachen, sind von Wissenschaftlern widerlegt worden.

Trotz fehlender wissenschaftlicher Beweise wurde in den Medien spekuliert, dass Naturkatastrophen wie das Tōhoku-Erdbeben und der Tsunami im Jahr 2011 und das Erdbeben und der Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004 in einem ursächlichen Zusammenhang mit dem 1-2-wöchigen Zeitraum um einen Supermond stehen. Ein großes Erdbeben der Stärke 7,5, das sich 15 km nordöstlich von Culverden, Neuseeland, am 14. November 2016 um 00:03 Uhr NZDT ereignete, fiel ebenfalls mit einem Supermond zusammen. Das Erdbeben in Teheran am 8. Mai 2020 fiel ebenfalls mit einem Supermond zusammen.

Wissenschaftler haben bestätigt, dass die kombinierte Wirkung von Sonne und Mond auf die Ozeane der Erde, die Gezeiten, am größten ist, wenn der Mond entweder neu oder voll ist, und dass die Gezeitenkraft während des Perigäums des Mondes etwas stärker ist, was zu perigäischen Springfluten führt. Aber selbst wenn diese Kraft am stärksten ist, ist sie immer noch relativ schwach und verursacht höchstens Gezeitenunterschiede von einigen Zentimetern.

Totale Mondfinsternisse

Totale Mondfinsternisse, die auf Supermond- und Mikromondtage fallen, sind relativ selten. Im 21. Jahrhundert gibt es 87 totale Mondfinsternisse, von denen 28 Supermonde und 6 Mikromonde sind. Fast alle totalen Mondfinsternisse in Lunar Saros 129 sind Mikromondfinsternisse. Ein Beispiel für eine Supermond-Mondfinsternis ist die Mondfinsternis im September 2015.

Annulare Sonnenfinsternisse

Ringförmige Sonnenfinsternisse treten auf, wenn der scheinbare Durchmesser des Mondes kleiner ist als der der Sonne. Fast alle ringförmigen Sonnenfinsternisse zwischen 1880 und 2060 in Solar Saros 144 und fast alle ringförmigen Sonnenfinsternisse zwischen 1940 und 2120 in Solar Saros 128 sind ringförmige Sonnenfinsternisse des Mikromonds.

Kein Bezug zur Wissenschaft

Der Ausdruck Supermond wird in der Wissenschaft allgemein und in der wissenschaftlichen Astronomie im Speziellen nicht verwendet. Denn es gibt keine Notwendigkeit eines solchen Gebrauchs zum Beispiel bei Darstellungen des scheinbaren Monddurchmessers, der Mondhelligkeit oder der von den Mondphasen abhängigen Gezeitenkräfte. Die während eines Vollmonds oder Neumonds beobachtbaren Änderungen können wissenschaftlich hinreichend wiedergegeben werden, ohne einen Begriff wie „Supermond“ zu bemühen. Welcher gewisse – offenbar willkürlich festgelegte – Entfernungsbereich dem zugrunde zu legen wäre, bliebe zudem unklar.

Alle weiteren, die Astrologie beschäftigenden Einflüsse eines „Super“-Vollmondes werden von der Wissenschaft in den Bereich der Esoterik verwiesen. Das betrifft insbesondere die von Nolle vertretene These des Supermond-Einflusses auf Vulkanausbrüche und Erdbeben.