Albtraum

Aus besserwiki.de
Alptraum
Museo del Prado - Goya - Caprichos - No. 43 - El sueño de la razon produce monstruos.jpg
Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer (Francisco de Goya, um 1797)
FachgebietPsychologie, Psychiatrie
AuslöserStress, Ängste, Fieber

Ein Albtraum, auch als schlechter Traum bezeichnet, ist ein unangenehmer Traum, der eine starke emotionale Reaktion des Geistes hervorrufen kann, typischerweise Angst, aber auch Verzweiflung, Angst oder große Traurigkeit. In der psychologischen Nomenklatur wird jedoch zwischen Albträumen und bösen Träumen unterschieden; insbesondere bleiben Menschen während böser Träume im Schlaf, während Albträume Personen aufwecken können. Der Traum kann Situationen des Unbehagens, des psychischen oder physischen Terrors oder der Panik enthalten. Nach einem Albtraum wacht man oft in einem Zustand der Angst auf und kann für kurze Zeit nicht wieder einschlafen. Wiederkehrende Albträume können ärztliche Hilfe erfordern, da sie den Schlafrhythmus stören und Schlaflosigkeit verursachen können.

Albträume können körperliche Ursachen haben, z. B. wenn man in einer unbequemen Position schläft oder Fieber hat, oder psychische Ursachen wie Stress oder Ängste. Essen vor dem Schlafengehen, das den Stoffwechsel und die Gehirnaktivität des Körpers anregt, kann ein möglicher Auslöser für Albträume sein.

Die Prävalenz von Albträumen liegt bei Kindern (5-12 Jahre) zwischen 20 und 30 % und bei Erwachsenen zwischen 8 und 30 %. In der Umgangssprache hat sich die Bedeutung von Alptraum als Metapher auf viele schlimme Dinge ausgedehnt, wie z. B. eine schlimme Situation oder ein furchterregendes Monster oder eine Person.

Klassifikation nach ICD-10
F51.5 Albträume (Angstträume)
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Nachtmahr, Johann Heinrich Füssli (1802)
Traumgesicht, Albrecht Dürer dokumentiert einen seiner Albträume (1525)

Albträume sind nichtorganische Schlafstörungen und zählen zu den Parasomnien. Der Albtraum ist vom Pavor nocturnus oder von der Schlafstarre beim Aufwachen zu unterscheiden und kann Teil des Oneiroid-Syndroms sein.

Etymologie

Der Albtraum, ca. 1530, Nachfolger von Hieronymus Bosch, Musée des beaux-arts, Strasbourg

Alben – abgeleitet von Alb oder Elb – ist die ursprüngliche Bezeichnung für Elfen (germ. albi, altsächs. alf, engl. elf). In der germanischen Mythologie waren die Elben/Elfen für die Träume zuständige Naturgeister (siehe Nachtalb und Mahrt). Auf diese tückischen, koboldhaften Wesen wurden die schlechten Träume zurückgeführt. Insbesondere stellte man sich bildlich die Alben meist in menschenähnlicher Gestalt auf der Brust des Schlafenden hockend vor, was ein unangenehmes Druckgefühl auslöste, daher auch die ältere Bezeichnung Alb- oder Alpdruck.

Die deutsche Bezeichnung „Nachtschattengewächse“ soll der Überlieferung nach von dem alten Wort für Albtraum „Nachtschaden“ stammen. Extrakte aus alkaloidhaltigen Nachtschattengewächsen wie zum Beispiel der Tollkirsche (Atropa), dem Schwarzen Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), dem Bittersüßen Nachtschatten (Solanum dulcamara) und dem Schwarzen Nachtschatten (Solanum nigrum) wurden im Mittelalter für Heil- und Zaubermixturen genutzt, um den Nachtschaden – also die nächtlichen Albträume – zu vertreiben.

Das Wort Alptraum leitet sich vom altenglischen mare ab, einem mythologischen Dämon oder Kobold, der andere mit beängstigenden Träumen quält. Der Begriff hat keine Verbindung mit dem modernen englischen Wort für ein weibliches Pferd. Das Wort nightmare ist verwandt mit dem niederländischen Begriff nachtmerrie und dem deutschen Nachtmahr (datiert).

Die zaubernden Dämonen der iranischen Mythologie, die als Divs bekannt sind, werden ebenfalls mit der Fähigkeit in Verbindung gebracht, ihre Opfer mit Albträumen zu plagen.

Anzeichen und Symptome

Menschen mit Albträumen haben eine abnorme Schlafarchitektur. Es wurde festgestellt, dass die Auswirkungen eines nächtlichen Alptraums denen der Schlaflosigkeit sehr ähnlich sind. Es wird angenommen, dass dies durch häufiges nächtliches Erwachen und Angst vor dem Einschlafen verursacht wird. Zu den Symptomen der Alptraumstörung gehören wiederholtes Erwachen aus der Hauptschlafphase oder dem Mittagsschlaf mit detaillierten Erinnerungen an ausgedehnte und extrem beängstigende Träume, die in der Regel eine Bedrohung für das Überleben, die Sicherheit oder das Selbstwertgefühl darstellen. Das Aufwachen erfolgt in der Regel in der zweiten Hälfte der Schlafperiode.

Klassifizierung

Nach der Internationalen Klassifikation der Schlafstörungen - dritte Auflage (ICSD-3) bildet die Alptraumstörung zusammen mit der REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD) und der rezidivierenden isolierten Schlaflähmung die Unterkategorie REM-bezogene Parasomnien des Clusters Parasomnien. Albträume können idiopathisch sein, ohne Anzeichen einer Psychopathologie, oder mit Störungen wie Stress, Angst, Substanzmissbrauch, psychiatrischen Erkrankungen oder PTBS einhergehen (>80 % der PTBS-Patienten berichten über Albträume). Was den Inhalt der Träume betrifft, so sind sie in der Regel von negativen Emotionen wie Traurigkeit, Angst oder Wut geprägt. Den klinischen Studien zufolge können die Inhalte Verfolgung, Verletzung oder Tod anderer, Stürze, Naturkatastrophen oder Unfälle umfassen. Typische Träume oder wiederkehrende Träume können ebenfalls einige dieser Themen enthalten.

Ursache

Der Alptraum (Henry Fuseli, 1781) Detroit Institute of Arts

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Albträume viele Ursachen haben können. In einer Studie, die sich auf Kinder konzentrierte, konnten Forscher feststellen, dass Albträume direkt mit dem Stress im Leben der Kinder korrelieren. Kinder, die den Tod eines Familienmitglieds oder eines engen Freundes erlebt haben oder jemanden mit einer chronischen Krankheit kennen, haben häufiger Albträume als Kinder, die nur mit schulischem oder sozialem Stress im Alltag konfrontiert sind. Eine Studie zur Erforschung der Ursachen von Albträumen konzentriert sich auf Patienten, die an Schlafapnoe leiden. Die Studie wurde durchgeführt, um herauszufinden, ob Albträume durch Schlafapnoe, also Atemnot, verursacht werden können. Jahrhundert glaubten die Autoren, dass Albträume durch Sauerstoffmangel verursacht werden, weshalb man glaubte, dass Menschen mit Schlafapnoe häufiger Albträume haben als Menschen ohne Apnoe. Tatsächlich zeigten die Ergebnisse, dass gesunde Menschen mehr Albträume haben als Schlafapnoe-Patienten. Eine andere Studie stützt diese Hypothese. In dieser Studie wurden 48 Patienten (im Alter von 20-85 Jahren) mit obstruktiver Atemwegserkrankung (OAD), darunter 21 mit und 27 ohne Asthma, mit 149 geschlechts- und altersgleichen Kontrollpersonen ohne Atemwegserkrankung verglichen. OAD-Patienten mit Asthma berichteten über etwa dreimal so viele Albträume wie Kontrollpersonen oder OAD-Patienten ohne Asthma. Der evolutionäre Zweck von Albträumen könnte also ein Mechanismus sein, um eine Person zu wecken, die sich in Gefahr befindet.

Der Verfechter des luziden Träumens, Stephen LaBerge, hat einen möglichen Grund für die Formulierung von Träumen und das Auftreten von Albträumen skizziert. Nach LaBerge beginnt ein Traum mit einem individuellen Gedanken oder einer Szene, z. B. dem Gang über eine schwach beleuchtete Straße. Da Träume nicht vorherbestimmt sind, reagiert das Gehirn auf die Situation, indem es entweder einen guten oder einen schlechten Gedanken denkt, und daraus ergibt sich der Traumrahmen. Wenn die schlechten Gedanken in einem Traum stärker ausgeprägt sind als die guten, kann der Traum zu einem Alptraum werden.

Es gibt die Ansicht, die möglicherweise in der Geschichte A Christmas Carol auftaucht, dass das Essen von Käse vor dem Schlafengehen Alpträume verursachen kann, aber dafür gibt es kaum wissenschaftliche Beweise.

Schwere Albträume können auch bei Fieber auftreten; diese Albträume werden oft als Fieberträume bezeichnet.

Behandlung

Eine Methode, um vor allem regelmäßig auftretende Albträume positiv zu beeinflussen, kann das Klarträumen sein. Dabei wird sich der Träumer seines (alb-)träumenden Zustandes bewusst und kann dann den Traumverlauf steuern. Dieses Erleben wird auch als „luzides Träumen“ bezeichnet. Allerdings erwies sich dieser Umgang mit dem Albtraum als schwierig für die Personen, die sich während des Schlafens bisher nicht bewusst machen konnten, dass sie träumen. Für diesen Personenkreis scheint die Methode daher weniger geeignet zu sein.

Auch werden Albträume durch Konfrontationen mit den Albtrauminhalten behandelt. Hier geht es darum, sich den Albtraum während des Tages möglichst detailliert vorzustellen, um sich an die hierbei erlebten Gefühle zu gewöhnen. Die Methode gilt als eine der wirksamsten Behandlungen von Albträumen überhaupt, kann durch die Betroffenen jedoch zunächst als sehr belastend erlebt werden.

Eine weitere Methode, welche sich in zahlreichen wissenschaftlichen Studien als wirksam erwiesen hat, ist die „imagery rehearsal therapy“ (IRT). Ziel ist es hierbei, das „Albtraumdrehbuch“ zu verändern. Man geht davon aus, dass durch die häufige Wiederholung der individuellen Albträume der Leidensdruck entsteht. Im Gehirn schleift sich also ein bestimmter Pfad, ein bestimmtes Skript ein, welches dann immer wieder durchlaufen wird. So kann jemand immer wieder davon träumen, von irgendwoher in die Tiefe zu fallen. Je häufiger das Skript durchlaufen wird, desto geringer muss der Anstoß sein, damit ein Traum wieder erlebt wird. Ziel der IRT ist es nun, dieses Albtraumdrehbuch so zu verändern, dass ein möglichst langweiliger Traum entsteht, welcher dann nicht mehr belastend ist. So könnten der Person, welche immer wieder fällt, Flügel wachsen. Diesen neuen Traum übt man nun tagsüber, jeden Tag ca. 15–20 Minuten ein. Es zeigte sich, dass die IRT, verglichen mit Konfrontationsverfahren, schneller zur Linderung der Albtraumproblematik führte.

Sigmund Freud und Carl Jung schienen die Überzeugung zu teilen, dass Menschen, die häufig von Albträumen geplagt werden, ein belastendes Ereignis aus der Vergangenheit wiedererleben könnten. Beide Perspektiven auf Träume legen nahe, dass eine Therapie Erleichterung aus dem Dilemma der alptraumhaften Erfahrung bringen kann.

Halliday (1987) hat die Behandlungstechniken in vier Klassen eingeteilt. Direkte Alptrauminterventionen, die kompatible Techniken aus einer oder mehreren dieser Klassen kombinieren, können die Wirksamkeit der Behandlung insgesamt erhöhen:

  • Analytische und kathartische Techniken
  • Verfahren zur Veränderung des Handlungsstrangs
  • Face-and-Conquer-Ansätze
  • Desensibilisierung und verwandte Verhaltenstechniken

Posttraumatische Belastungsstörung

Wiederkehrende Albträume bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), in denen Traumata erneut erlebt werden, sprechen gut auf eine Technik an, die als "Imagery Rehearsal" bezeichnet wird. Dazu gehört, dass sich die Träumenden alternative Ergebnisse für die Albträume ausdenken, diese Ergebnisse im Wachzustand mental proben und sich dann vor dem Schlafengehen daran erinnern, dass sie sich diese alternativen Ergebnisse wünschen, falls die Albträume erneut auftreten. Untersuchungen haben ergeben, dass diese Technik nicht nur das Auftreten von Albträumen und Schlaflosigkeit verringert, sondern auch andere PTBS-Symptome am Tag verbessert. Die häufigsten Variationen der Imagery Rehearsal Therapy (IRT) "beziehen sich auf die Anzahl der Sitzungen, die Dauer der Behandlung und den Grad, in dem die Expositionstherapie in das Protokoll einbezogen wird".

Medikation

  • Prazosin (Alpha-1-Blocker) scheint nützlich zu sein, um die Zahl der Albträume und die durch sie verursachten Ängste bei Menschen mit PTBS zu verringern.
  • Risperidon (atypisches Antipsychotikum) in einer Dosierung von 2 mg pro Tag hat in Fallserien gezeigt, dass die Albträume bereits in der ersten Nacht verschwinden.
  • Trazodon (Antidepressivum) wurde in einem Fallbericht zur Behandlung von Albträumen bei einem depressiven Patienten eingesetzt.

Untersucht wurden auch Hydrocortison, Gabapentin, Paroxetin, Tetrahydrocannabinol, Eszopiclon, Xyrem und Carvedilol.

Vorkommen

Im nächtlichen Schlafrhythmus treten Albträume vorwiegend im REM-Schlaf auf, meist in der zweiten Nachthälfte. Die Dauer schwankt zwischen wenigen Minuten und einer halben Stunde und endet meist mit Aufschrecken. Danach ist man in der Regel sofort bewusst und verfügt über räumliche und zeitliche Orientierung. Als Ursachen für Albträume werden unverarbeitetes Tagesgeschehen, traumatische oder traumatisierende Erlebnisse, Stress oder psychische Probleme, aber auch physische Faktoren angenommen.

Häufige Albträume stellen eine Belastung für die Psyche und den Körper dar und verringern die Erholung im Schlaf.

Schreibweise

Im Althochdeutschen stehen die beiden Schreibweisen „Alb“ und „Alp“ gleichberechtigt nebeneinander. Der Duden von 1991 nennt zwar sowohl „Alb“ als auch „Alp“, empfahl jedoch nur „Alptraum“. Im Jahre 1996 wurde im Zuge der Rechtschreibreform auch die Schreibweise „Albtraum“ in das Wörterverzeichnis aufgenommen, wo seitdem beide Schreibungen nebeneinanderstehen und gleichermaßen gelten.

Die Redaktionen der bekannten Wörterbücher geben unterschiedliche Empfehlungen für den Schreibgebrauch: Duden für „Albtraum“ und Wahrig für „Alptraum“. Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen haben sich auf die einheitliche Schreibung „Alptraum“ festgelegt. Diese Schreibweise deckt sich mit dem Lemma „Alptraum“ im Springer Lexikon Medizin. Von der Aussprache her klingen beide Wörter wegen der Auslautverhärtung gleich.